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Internationale Einzelmeisterschaft U8 – Sebnitz 2025

Ein Höhepunkt des Kinder- und Jugendschachs in Sachsen ist die seit 2001 jährlich ausgetragene offene internationale U8-Meisterschaft, veranstaltet vom Jugend-Schachbund Sachsen. Viele große Schachkarrieren haben hier ihren Anfang genommen und zahlreiche deutsche und internationale Spitzenspieler sammelten in Sebnitz ihre ersten Erfolge. Allen voran Vincent Keymer, die deutsche Nummer Eins und aktuell Sechster der FIDE-Weltrangliste, der das Turnier im Jahr 2011 gewinnen konnte. Matthias Blübaum, der sich erst kürzlich in Usbekistan für das WM-Kandidatenturnier im nächsten Jahr qualifiziert hat, wurde gleich zweimal Zweiter in den Jahren 2004 und 2005.

Bereits zum dritten Mal durfte Markus Weller in diesem Jahr nach Sebnitz reisen – und auf dieses Turnier hatte er sich ganz besonders gefreut. Insgesamt gingen 56 Kinder an den Start. Mit vielen Schachfreunden aus Nah und Fern wartete eine spannende Woche voller Begegnungen und Partien. Wanderungen, Bastelangebote und kleine sportliche Wettkämpfe sorgten wieder für Abwechslung und den nötigen Ausgleich zum Schachspielen.

Gespielt wurden 9 Runden mit einer Bedenkzeit von 45 Minuten + 30 Sekunden Bonus pro Zug. Für Markus war es das erste Neunrundenturnier mit langer Bedenkzeit.

Markus belegte am Ende mit 5.5 Punkten den 14. Platz. Das Turnier bot für ihn die gesamte Bandbreite an emotionalen Eindrücken. Tollen Partien folgte dann auch mal die ein oder andere Enttäuschung. Aber gerade davon hat er sich immer wieder gut erholt, dank Thomas und „Luna“, unserem Vereinsmaskottchen, das Markus ein treuer Begleiter bei seinen Partien war.

Alle Ergebnisse und die Berichte der einzelnen Runden sind auf den Seiten des Jugendschachbundes abrufbar: Jugendschachbund Sachsen – Aktuelle Nachrichten

Abschlusstabelle: Tabelle – IEM U8 2025

Tages- und Rundenberichte von Thomas

Montag, 13.10.2025 – Spiele 1 und 2

Markus startete an Brett 2 ins Turnier und meisterte seine Aufgaben souverän. Laut Engine blieb er in beiden Partien fehlerfrei, was zu einem starken Start und den ersten beiden Punkten führte.


Dienstag, 14.10.2025 – Spiel 3 und Indoorspielplatz

Am dritten Spieltag wartete der erste von insgesamt fünf DEM-Teilnehmern, gegen die Markus im Verlauf des Turniers antreten sollte – starke Konkurrenz also!

In einer Partie, die zunächst ausgeglichen begann, ermöglichte Markus seinem Gegner durch einen ungenauen Zug eine taktische Kombination – und schon war eine Leichtfigur verloren. Trotz aller Bemühungen gelang es Markus nicht, die Partie zu drehen. Sein Gegner tauschte geschickt Figuren ab und sicherte sich das Endspiel mit Materialvorteil. Diese Niederlage traf Markus härter als zunächst sichtbar war – das zeigte sich leider in den folgenden Partien.

Am Nachmittag sorgte ein gemeinsamer Besuch im Indoorspielplatz mit Schachfreunden aus Leipzig und München für Ablenkung und neue Energie.


Mittwoch, 15.10.2025 – Spiele 4 und 5

In der vierten Runde wartete erneut ein starker DEM-Teilnehmer. Markus verlor die Partie deutlich, ohne echte Chancen zu haben. Bei der anschließenden Analyse wurde deutlich, dass er ungewöhnlich passiv gespielt hatte. „Ich hatte einfach keinen Mut, die aggressiven Züge zu spielen, obwohl ich sie gesehen habe“, erklärte Markus. Er hatte also nicht gegen seinen Gegner, sondern gegen sich selbst verloren.

Um den Kopf wieder freizubekommen, gingen wir ins benachbarte Naturschutzgebiet. Wir machten Fotos von schönen Pilzen – und langsam kehrte Markus’ Lächeln zurück.

Dann folgte die entscheidende fünfte Partie. Auf dem Papier schien sie klar, in der Realität entwickelte sie sich zu einem Drama. Normalerweise schaue ich Markus beim Spielen nicht zu, aber diesmal spürte ich, dass er Unterstützung brauchte.

Nach 30 Minuten saß mein Sohn mit glasigen Augen am Brett, zusammengesunken, sein Schachkuscheltier „Luna“ fest im Arm. Eine Leichtfigur war bereits verloren, die Engine bewertete die Stellung mit –6,2. Später beschrieb Markus den Moment so: „Es war, als ob mein Herz in tausend Stücke zerbrochen wäre und sich meine Gedanken nur noch im Kreis drehten.“

Für mich als Elternteil war es schwer, das mit anzusehen. Doch Markus gab nicht auf. Mit Atemübungen versuchte er, Ruhe zu finden – und hoffte auf einen Fehler seiner Gegnerin. Nach etwas über einer Stunde kam tatsächlich die Wende: Sie verrechnete sich in einer komplizierten Taktik, Markus gewann ihre Dame – und plötzlich war alles anders. Er richtete sich auf, stellte sein Kuscheltier auf den Tisch, lächelte – Sieg!


Donnerstag, 16.10.2025 – Spiel 6 und Kegeln

In Runde sechs wartete die spätere Turniersiegerin. Markus war ausgeschlafen, selbstbewusst und hochmotiviert. In einer nahezu perfekten Partie ließ er seiner indischen Gegnerin nicht den Hauch einer Chance und holte sich souverän Punkt Nummer vier.

Am Nachmittag stand zur Abwechslung Kegeln auf dem Programm – ein voller Erfolg, bei dem alle Kinder viel Spaß hatten.


Freitag, 17.10.2025 – Spiele 7 und 8

Im siebten Spiel traf Markus auf die Deutsche Vizemeisterin U8. Hochkonzentriert nutzte er jeden gegnerischen Fehler, gewann zwei Bauern und entschied das Endspiel sicher für sich – Punkt fünf!

Dann folgte die achte Partie – gegen den bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter Martin. Markus war topmotiviert: „Mein Schach-Akku ist wieder zu 100 % aufgeladen!“, sagte er vor der Partie.

Nach langem, intensivem Kampf erreichte Markus mit einem Mehrbauern ein Springer–Läufer-Endspiel. Martin verteidigte sich stark und bot dreimal Remis an, doch Markus lehnte ab – er spürte, dass mehr möglich war, leider fand er die komplexe Antwort nicht. Schließlich einigte man sich doch auf Remis. Markus war der einzige Spieler, der dem späteren Turniersieger einen halben Punkt abringen konnte. Damit war klar, dass die Top 3 außer Reichweite blieben.


Samstag, 18.10.2025 – Abschluss

In der neunten und letzten Runde traf Markus auf den fünften DEM-Teilnehmer. Nach seinem starken Remis am Vortag hatte er seinen inneren Frieden wiedergefunden – und fragte bereits vor der Partie, ob er danach Tischtennis spielen dürfe.

Nach einem kurzen Abtausch war die Partie schnell entschieden. Markus gratulierte fair seinem Gegner zum Sieg – und stürmte zum Tischtennistisch.

Zum Abschluss der Meisterschaft erhielten alle Kinder Holzpokale, Urkunden und Sachpreise – ein schöner, stimmungsvoller Ausklang einer emotionalen und lehrreichen Schachwoche.

Bilder

Fotos: Thomas Weller